Zum Yoga kam ich wie die Jungfrau zum Kind. Es war purer Zufall. Donnerstagabends wurde im Fitnesszentrum der CAU-Kiel jahrelang einen Kurs mit Langhanteln angeboten. Was mein Kumpel Martin und ich nicht wussten war, zum neuen Semester wurde dieses Workout durch Power-Yoga ersetzt. Es verwunderte, dass wir die einzigen Männer waren, die vor dem Raum warteten und irgendwann fragte uns eines der Mädels in unverbindlichem Ton: „Na, wollt ihr auch zum Yoga?“ Martin ließ sich nichts anmerken, als er mich anschaute, aber uns war sofort klar - dafür reichte der nonverbale Austausch - wir waren nicht bereit, zuzugeben, dass da was an uns vorbeigegangen war und demzufolge lautete unser Statement: „Ja, wir sind zum Yoga hier und wir haben uns selbstverständlich nicht beim Kurs vertan!“ Wir verbaten uns jegliche Spekulationen und gingen aufrecht in den Raum. Raus wären wir wohl gekrochen, wären wir allein gewesen. Die sehr gut ausgebildete Lehrerin beschloss spontan, um Klischees entgegenzuwirken und den zwei Typen zu zeigen, wie hart Yoga sein kann, ihre Asanas an diesem Tag besonders fordernd zu gestalten (ich weiß es aus gesicherten Quellen). Die Teilnehmerinnen - fast durchweg junge, außerordentlich fitte Studierende - rangen zwischendurch mit ihrer Contenance, ich gefühlt um mein Leben. Durch den Klettersport brachte ich genügend Beweglichkeit und Körperspannung mit, um mich annähernd wie vorgemacht zu verknoten. Es war sehr anstrengend. Ich bin überhaupt nicht der Typ, der sich regelmäßig an seine Grenzen treiben „muss“, aber große körperliche Anstrengung, das war für mich zumindest nichts Neues. Was ich allerdings nie zuvor erlebt und womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, geschah in dem zehnminütigen Abschluss-Shavasana und ich kann sagen, es war geradezu magisch. Ein Schwebezustand totaler Entspannung, wie auf Wolken gebettet. So bekam ich eine Ahnung davon, was „Yoga praktizieren“ bedeuten kann und es hat seine Faszination seitdem nicht mehr verloren, im Gegenteil. Yoga ist ein reicher Schatz, es lohnt sich ungemein, diesen zu heben.
In meinen Klassen ist es mir wichtig, dicht an der Wahrhaftigkeit zu bleiben, doch diese ist schwer zu fassen. Unser menschliches Potenzial (spirituell, geistig, körperlich) ist enorm. Da ich kein Guru bin, habe ich keine Forderungen. 26 Asanas bei 40° können strapaziös sein, je nachdem, wie hart man praktizieren möchte. Fast alles ist erlaubt. Probier dich aus. Geh gern soweit wie du willst, aber pass auf dich auf. Bleib gern liegen und lass die Seele baumeln, aber pass auf dich auf. Sei dein eigener Lehrer. Lerne all deine Eigenschaften in der Yogapraxis kennen und entscheide selbst, ob du dich von einigen lösen möchtest, um unserem göttlichen universellen Selbst näher zu kommen oder praktiziere einfach „nur“, um dich oberflächlich in Form zu bringen. Ganz egal, ich gebe mein Bestes, meine Energie, um dich so intensiv und präzise wie möglich mit auf die Reise zu nehmen.
♦ ausgebildeter Hot Yoga Teacher: Bikram Teacher Training